10 Grundsätze

Für eine entstigmatisierende Kommunikation mit Personen, die illegale Drogen nehmen und/oder eine Therapie machen und/oder Suchterfahrung haben.

1

Stellen Sie stets den Menschen in den Mittelpunkt. Definieren Sie Menschen nicht über ihren Drogengebrauch oder eine Diagnose. Beispiele: „Person, die Substanz X gebraucht“; „Person, die mit Hepatitis C lebt“. Statt: „Drogenabhängiger”, „Hepatitis-C-Kranker”.

2

Zwingen Sie anderen nicht Ihre Sprache und Sichtweise auf. Fragen Sie die Person, wie sie angesprochen oder bezeichnet werden möchte und respektieren Sie diese Wünsche.

3

Wählen Sie Begriffe, die ermutigen und bestärken. Vermeiden Sie Formulierungen wie „ist behandlungsresistent” oder „ist unwillig, Hilfe anzunehmen“. Verwenden Sie stattdessen Formulierungen wie „entscheidet sich gegen“ oder „entscheidet sich für“. Betonen Sie damit die Handlungs- und Entscheidungskompetenz.

4

Vermeiden Sie es, Menschen oder ihren Drogengebrauch zu banalisieren, sie zu Opfern zu machen oder zu sensationalisieren. Formulierungen wie „ist drogenabhängig“ oder „leidet an einer Drogenabhängigkeit“ können stigmatisieren und entmutigen. Formulierungen wie “ist in Behandlung/Therapie“, ”hat sich für eine Behandlung/Therapie entschieden”, ”hat Erfahrungen mit Sucht”, „hat Erfahrungen mit Drogengebrauch“ sind wertneutraler.

5

Sprechen Sie klar und verständlich. Sprechen Sie nicht von oben herab und gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Gegenüber Ihrer Sprache immer folgen kann. Dies gilt sowohl für Umgangssprache als auch für medizinische Fachbegriffe. Solch eine Sprache kann zu Missverständnissen führen.

6

Treffen Sie möglichst wenige Annahmen über die Identität einer anderen Person. Inklusive Sprache bedeutet mitunter, anderen Menschen kein biologisches oder soziales Geschlecht zuzuschreiben. Verwenden Sie für eine inklusive Sprache statt „er hat“ oder „sie hat“ den Namen oder eine Formulierung wie „die Person hat“. Fragen Sie Menschen im Gespräch nach ihren Pronomen (z. B. „er“, „sie“, „sier“, keine). Für den Aufbau einer Vertrauensbasis ist es notwendig, falsche Zuschreibungen des Geschlechts, sogenanntes „misgendern“, zu reduzieren.

7

Achten Sie auf den Kontext. Einige Begriffe sind akzeptabel, wenn sie innerhalb einer Gruppe verwendet werden (um Zugehörigkeit auszudrücken). Sie sind jedoch stigmatisierend, wenn sie von Personen verwendet werden, die nicht zur Gruppe gehören. Beispiel: Die Verwendung von „Junkie” als Fremdbezeichnung.

8

Vermeiden Sie es, Menschen klein zu reden. Ihre Wortwahl sollte Personen ermutigen und bestärken. Machen Sie Menschen nicht zu willensschwachen Opfern oder unmündigen Kranken. Verzichten Sie auf Formulierungen wie „Drogenopfer” oder „hat die Kontrolle über sich verloren”.

9

Schätzen Sie die Perspektive von Menschen, die Drogen nehmen. Sie sind die Expert*innen ihrer Biografien und Lebenswelten. Fragen Sie sie nach ihrer Meinung.

10

Kommunikation findet nicht nur verbal statt. Auch Ihr Tonfall und Ihre Körpersprache drücken aus, dass Sie die Würde anderer respektieren und den Wert aller Menschen anerkennen.


Die 10 Grundsätze sind inspiriert von und angelehnt an: INPUD & ANPUD (2020) „Words Matter – Language Statement and Reference Guide“

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