Beispiele

Glossar mit häufig verwendeten Begriffen, Erklärungen und Formulierungsvorschlägen


„Droge“ / „Substanz“ / „Suchtmittel“ / „Rauschgift“

Der Begriff „Substanz“ ist ein fachlich neutraler Begriff ohne politische oder historische Unterscheidung zwischen „legal“, „illegal“ oder „Medizin“.

Der Begriff „Droge“ ist in der Regel ein Sammelbegriff für viele sehr unterschiedliche Substanzen, die das Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen können und nach dem Gesetz illegal sind. Diese „Drogen“ werden damit ohne nähere Betrachtung zusammengefasst und abgewertet.

Im Gegensatz dazu werden Substanzen, die nicht verboten sind, einzeln bezeichnet, zum Beispiel „Alkohol“. Noch speziellere Bezeichnungen wie „Whisky“ oder „Radler“ entziehen sich noch mehr einer Verallgemeinerung und werden überwiegend mit positiven Erfahrungen verbunden.

Die bloße Ersetzung des Begriffs „Droge“ durch „ Substanz“ führt jedoch nicht zu einer Bedeutungsänderung. Wenn also allgemein von „Droge“ oder „Substanz“ gesprochen wird, ist vielmehr zu klären, was genau gemeint ist.

Begriffe wie „Suchtgift“, „Rauschgift“ sollen ein negatives Bild vermitteln und wirken daher immer stigmatisierend.

Begriffe wie „Suchtmittel“, „Suchtstoff“ verkennen, dass die Substanzen zu verschiedenen Zwecken verwendet werden (wie Geselligkeit, Abschalten, Genuss, Selbstmedikation u. v. m.) und eine „Sucht“ nicht alleine durch den Gebrauch einer Substanz entsteht, sondern ein komplexes Phänomen ist.


„Sucht“ / „Abhängigkeit“ / „Substanzgebrauchsstörung“

„Sucht“, „Abhängigkeit“, „Störung“: Diese Begriffe bezeichnen medizinisch-psychiatrische Diagnosen nach einem Kriterienkatalog, der einen sehr regelmäßigen und längerfristigen Substanzgebrauch mit Kontrollverlust beinhaltet. Hinzu kommen mehr oder weniger starke körperliche und psychische Beschwerden. Diagnosen sind immer individuell. Sie sind daher mit Bedacht zu verwenden.

Eine Krankheit kann immer nur nach medizinischen Kriterien festgestellt werden. Eine Besonderheit bei der Zuschreibung „Sucht“, “Abhängigkeit” oder “Substanzgebrauchsstörung” ist leider, dass der betroffenen Person oft nicht zugestanden wird, selbst beurteilen zu können, ob sie krank ist oder nicht. Eine solche Zuschreibung („Du bist krank/süchtig/abhängig“, „Dein Verhalten ist gestört“), die nicht im Sinne dieser Person ist, steckt sie in eine Schublade, aus der sie oft nur schwer wieder herauskommen kann.

In anderen Situationen oder für andere Personen kann die Deutung von „Sucht“ als Krankheit wiederum schlüssig und hilfreich sein, um das eigene Handeln einzuordnen. Wenn Menschen von eigenen „Suchterfahrungen“ sprechen, bezeichnen sie hiermit Phasen in ihrem Leben, in denen sie sich selbst als „süchtig“ erlebt haben. Mit der Selbstbezeichnung „süchtig“ oder „suchterfahren“ gelingt es ihnen eventuell besser, Strategien für die gewünschte Lebensweise zu finden.

Welche Bezeichnungen oder Umschreibungen Menschen für ihre Konsummuster und ihre Konsumgeschichte verwenden möchten, lässt sich am besten herausfinden, wenn man sie direkt danach fragt und sich an ihren Aussagen orientiert.

Neutralere Formulierungen:

  • Person(en) mit Suchterfahrung, hat Suchterfahrung, ist suchterfahren
  • Person(en) in Therapie zur Behandlung von Opioidabhängigkeit

„Rückfall“ / „Abstinenz

Der Begriff „Rückfall“ für den erneuten Gebrauch einer oder mehrerer Substanzen beinhaltet die Bedeutung „versagt haben“ oder „diesmal nicht stark genug gewesen sein, um dauerhaft abstinent zu bleiben“. Sich eine bestimmte Anzahl von Tagen ohne den Gebrauch einer oder mehrerer Substanzen vorzunehmen, kann in bestimmten Lebenssituationen eine hilfreiche Methode sein. In anderen Situationen können solche Ziele unnötigen Druck erzeugen. Der Begriff „Rückfall“ sollte daher nur verwendet werden, wenn er sich auf eine selbst gewählte Strategie bezieht.

Zu beachten ist außerdem, dass es verschiedene Formen des Umgangs mit Sucht gibt und dass Abstinenz (von einer oder mehreren Substanzen) als Ziel gewählt werden kann, aber auch andere Veränderungen der Konsummuster ebenso legitim angestrebt werden können.

Neutralere Formulierungen:

  • hat Substanz X kürzlich erneut verwendet
  • hat den Gebrauch von Substanz X wieder aufgenommen

„Co-Abhängigkeit“

Obwohl keine eigenständige medizinische Diagnose für das von einigen Personen als „Co-Abhängigkeit“ bezeichnete Verhalten gefunden werden konnte, hat sich der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch normalisiert. Für manche Angehörige scheint der Begriff durchaus hilfreich zu sein, um ein Verhalten als solches zu verstehen und sich mit anderen Menschen in ähnlichen Umständen zu vernetzen und auszutauschen.

Es kann für Angehörige aber auch extrem verletzend sein, als „co-abhängig“ bezeichnet zu werden. Die Unterstützung des abhängigen Drogengebrauchs einer nahestehenden Person kann aus sehr menschlichen, schlicht empathischen und pragmatischen Gründen erfolgen, um schmerzhafte Entzugssymptome zu lindern. Teilweise geschieht dies vor dem Hintergrund der lückenhaften medizinischen Versorgung.

Neutralere Formulierungen:

  • spielt eine Rolle für den Substanz-/Drogengebrauch der Person
  • ist in den Substanz-/Drogengebrauch der Person involviert
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