Sucht, süchtig

“Sucht”, “Abhängigkeit”, “Störung”: Diese Begriffe bezeichnen medizinisch-psychiatrische Diagnosen nach einem Kriterienkatalog, der einen sehr regelmäßigen und längerfristigen Substanzgebrauch mit Kontrollverlust beinhaltet. Hinzu kommen mehr oder weniger starke körperliche und psychische Beschwerden. Diagnosen sind immer individuell. Sie sind daher mit Bedacht zu verwenden.

Eine Krankheit kann immer nur nach medizinischen Kriterien festgestellt werden. Eine Besonderheit bei der Zuschreibung „Sucht“, “Abhängigkeit” oder “Substanzgebrauchsstörung” ist leider, dass der betroffenen Person oft nicht zugestanden wird, selbst beurteilen zu können, ob sie krank ist oder nicht. Eine solche Zuschreibung („Du bist krank/süchtig/abhängig“, „Dein Verhalten ist gestört“), die nicht im Sinne dieser Person ist, steckt sie in eine Schublade, aus der sie oft nur schwer wieder herauskommen kann.

In anderen Situationen oder für andere Personen kann die Deutung von „Sucht“ als Krankheit wiederum schlüssig und hilfreich sein, um das eigene Handeln einzuordnen. Wenn Menschen von eigenen „Suchterfahrungen“ sprechen, bezeichnen sie hiermit Phasen in ihrem Leben, in denen sie sich selbst als „süchtig“ erlebt haben. Mit der Selbstbezeichnung „süchtig“ oder „suchterfahren“ gelingt es ihnen eventuell besser, Strategien für die gewünschte Lebensweise zu finden.

Welche Bezeichnungen oder Umschreibungen Menschen für ihre Konsummuster und ihre Konsumgeschichte verwenden möchten, lässt sich am besten herausfinden, wenn man sie direkt danach fragt und sich an ihren Aussagen orientiert.

Neutralere Formulierungen:

  • Person(en) mit Suchterfahrung, hat Suchterfahrung, ist suchterfahren
  • Person(en) in Therapie zur Behandlung von Opioidabhängigkeit

Verfasst von: Philine Edbauer, Dr. Dirk Kratz, Dirk Schäffer, Rüdiger Schmolke, Antonia Luther, Prof. Dr. Rebekka Streck

Veröffentlicht am: 24.5.2023

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